Das Leben ist schmutzig by Goldmann Anne

Das Leben ist schmutzig by Goldmann Anne

Autor:Goldmann, Anne [Goldmann, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
Herausgeber: Argument-Verlag
veröffentlicht: 2013-08-01T22:00:00+00:00


Danach wird Herr Pöhz mit dem Wastl ins Behandlungszimmer gebeten. Der Hund sträubt sich plötzlich und bringt den alten Mann zum Straucheln.

»Kommen Sie«, sagt die Sprechstundenhilfe, eine schmale ältere Frau, und nimmt ihm die Leine aus der Hand. Die Ärztin wirft einen besorgten Blick auf den alten Herren. »Ist Ihnen nicht gut? Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Sie lassen ihn hier, wir kümmern uns um den Wastl und am Nachmittag …« Sie hält erschrocken inne. »… ist alles wieder gut«, murmelt sie.

Es kommt völlig überraschend. Der Mann liegt plötzlich an ihrem Hals, stammelt etwas Unverständliches, zittert am ganzen Leib und schluchzt. Sie verliert beinahe den Halt. Über seine schütteren grauen Haare sieht sie den erschrockenen Blick ihrer Sprechstundenhilfe, die damit beschäftigt ist, den Wastl auf den Behandlungstisch zu befördern. Sie riecht das Rasierwasser, das ihr Großvater immer benutzt hat, und spürt Nässe an ihrem Hals. Ihr ekelt ein bisschen. Sie fühlt sich überfordert.

»Um Himmels willen«, sagt sie. »Herr Pöhz! Soll nichts Ärgeres passieren als so ein …« Da schluchzt er laut auf. »Der Hund hat ja nichts Schlimmes. Herr Pöhz, bitte …«, murmelt sie hilflos. Sie bemerkt mit Entsetzen, dass sie begonnen hat, dem alten Mann tröstend über den Kopf zu streicheln. Mit dem anderen Arm versucht sie ihn von sich wegzuschieben. Sie gibt sich einen Ruck.

»Herr Pöhz«, kommt ihr jetzt ihre Assistentin zu Hilfe. Sie löst seine Arme langsam von der Ärztin, dreht ihn herum, zwingt ihn, sie anzuschauen. »Reißen Sie sich doch ein bisschen zusammen. Der Hund hat Zahnweh. Da müssen Sie doch nicht heulen deswegen.«

Herr Pöhz wischt sich mit dem Handrücken über die Augen. Er strafft sich. »Sie Unmensch«, blafft er plötzlich zurück. »Was schreien Sie? Sie haben ja keine Ahnung. Keine Ahnung.« Die dünne Frau wendet sich abrupt ab.

»Entschuldigen Sie, dass ich …«, sagt er da zur Frau Doktor, die einen neuen Mantel vom Haken nimmt, »ich weiß nicht, es ist nur …« Und dann beginnen die Tränen wieder zu laufen. Er taumelt.

»Ist Ihnen nicht gut? Soll ich einen Arzt …?«

Er schüttelt den Kopf. »Es ist nur …«

Die Ärztin drückt ihn auf einen Sessel und gibt ihm ein Glas Wasser.

Er hat geheult wie eine Memme! Wie ein Weib! Aber jetzt ist er zornig, voller Zorn auf die Polizei und auf den Schweinehund, die Bestie, die das getan hat. Sie hat ja keinem was gemacht! So eine Liebe war sie. So junge Frauen wie sie gibt es ja heute eigentlich gar nicht mehr, so höfliche, immer freundliche. Zu einem alten Mann wie ihm. Und die junge Doktorin hat recht: Man hat ihm einfach zu viel zugemutet.

Zuerst der Hund, an dem ein älterer Mensch ja hängt, der sonst keinen mehr hat. Er hat schlecht geschlafen vor Sorge. Furchtbar schlecht. Und schlecht geträumt. Lauter wirres Zeug. Ganz fertig war er nach der Nacht. Und seine Pulver hat er auch vergessen in der Aufregung. Und da kommt wieder dieser junge Inspektor, gleich in der Früh, stellt ihm noch einmal ein paar Fragen nach den anderen Hausbewohnern, schreibt alles



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